Unter der Arbeit in einem Abgeordnetenbüro des Bundestages konnte ich mir vor meinem Praktikum zugegebenermaßen recht wenig vorstellen. Wie anstrengend dieser Job sein kann, aber auch wie viel Spaß er macht, habe ich während meiner Zeit mit Konstantin, Bettina, Jörn und Nils erleben können.

Da mein Praktikum direkt in einer Sitzungswoche begann, war ich froh, dass Bettina schon am Freitag der Woche davor Zeit hatte, um mir wenigstens ein paar kleine Einweisungen zu geben, denn hierfür war in der folgenden termin- und ereignisreichen Sitzungswoche kaum Zeit.

Schon in der ersten Bürobesprechung, in der wir gemeinsam Konstantins Terminkalender durchgesehen haben, hat sich mein Respekt vor dem Arbeitspensum eines oder einer Abgeordneten des Bundestages vervielfacht. Dass Konstantin trotz gesundheitlicher Angeschlagenheit 14-stündige Arbeitstage inklusive Rede im Parlament und Presserummel um die Befragung des BKA-Präsidenten Ziercke im Innenausschuss auf sich nahm, löste in mir allerdings eine Mischung aus Anerkennung und Ungläubigkeit aus. Ein gewisses Maß an Politik-Nerdigkeit muss man für den Job wohl auch mit sich bringen. Doch obwohl ich die Ausgewogenheit von Konstantins Work-Life-Balance, sachte formuliert, für optimierbar halte, hat es mich vor allem gefreut zu erleben, dass es Abgeordnete gibt, die mit viel Herzblut und Überzeugung Politik betreiben.

Aber nicht nur den Abgeordneten, sondern auch ihren Mitarbeitenden fordert der schnelllebige Politikbetrieb des Bundestags viel ab. Auf unerwartete Entscheidungen oder Ereignisse will schnell reagiert werden, was häufig viel Anspannung und Überstunden bedeutet. Ein besonderes Erlebnis war es für mich, das Geschehen rund um das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Frage der Vorratsdatenspeicherung mitzubekommen, das mit viel Spannung erwartet und mit großer Euphorie aufgefasst wurde. Es sind Momente wie diese, die den Lohn für die harte Arbeit und das unermüdliche Beharren auf den Überzeugungen darstellen und ich konnte plötzlich wieder gut verstehen, warum die Arbeit in der Politik eben auch so viel Spaß macht.

Doch neben diesen großen medialen Ereignissen fand ich es auch interessant, einmal zu sehen, welche alltägliche Arbeit in einem Abgeordnetenbüro so anfällt. Angefangen bei Zusammenstellen von Konstantins Mappen für die Sitzungen über die Koordination von Terminen, bis hin zur Recherche oder Beantwortung von BürgerInnenanfragen konnte ich viele verschiedene Tätigkeiten kennenlernen und wurde häufig in die Arbeit eingebunden. Ich weiß es besonders zu schätzen, dass sowohl Bettina, als auch Jörn und Nils, in deren Büro ich untergebracht war, sich immer die Zeit genommen haben, mir Dinge zu erklären und Aufgaben zuzuweisen. Manchmal haben sich die Ereignisse allerdings auch so sehr überschlagen, dass ich nicht immer mitbekommen habe, worum es gerade geht. Anfangs habe ich mich unwohl gefühlt in solche Situationen, weil ich den Anspruch hatte, alles auf Anhieb zu verstehen, aber schnell habe ich gemerkt, dass sich die meisten Dinge entweder im Laufe der Zeit selbst erklären oder bei einem gemeinsamen Mittagessen in Ruhe besprochen werden können.

Auch wenn mein Praktikum nur wenige Wochen gedauert hat, habe ich viele verschiedene Eindrücke mitnehmen können. Es war sehr spannend, den Aufbau einer Sitzungswoche, angefangen bei der MitarbeiterInnenrunde bis hin zu den Ausschusssitzungen, mitzuerleben und zu verstehen. Besonders empfehlen kann ich außerdem jeder Praktikantin und jedem Praktikanten, die Möglichkeit zu nutzen, das Plenum zu besuchen. Ich habe viele interessante Debatten wie beispielsweise zur Regierungserklärung der Kanzlerin zur Lage in der Ukraine oder über den Haushaltsplan der Bundesregierung anschauen können.

Inhaltlich hat die Arbeit vor allem mein Interesse an der Netzpolitik geweckt. Ich habe mich viel mit den Fragen des Datenschutzes im Internet auseinandergesetzt und gemerkt, wie wichtig dieses Thema für eine Demokratie ist. Besonders beeindruckt hat mich eine Rechercheaufgabe zu den Enthüllungen Edward Snowdens, durch die mir erst das Ausmaß der Überwachung durch die NSA und andere Geheimdienste bewusst geworden ist.

Die Arbeitsatmosphäre habe ich als sehr kollegial und angenehm empfunden. Ich habe mich von Bettina, Jörn und Nils stets eingebunden gefühlt und auch Konstantin, der sehr viel unterwegs war und zu tun hatte, hat sich die Zeit für Feedback-Gespräche mit mir genommen.

Meine größte Befürchtung hat Jörn mir übrigens schon am ersten Tag genommen: Das Kaffee kochen hat er mir regelrecht verboten. :)

Alles in allem kann ich mich  den Berichten meiner VorgängerInnen nur anschließen und mich bedanken für das gelungene Praktikum!