Da steht man nun im Labyrinth der institutionalisierten Demokratie, wo Kunst aller Art und Formen auf blanken Beton trifft, alt auf neu, Tradition auf Moderne – und man fragt sich, welche Gestalt die Geschehnisse, die man sonst nur auf dem Fernsehbildschirm und den Zeitungsheadlines sieht, wohl aus nächster Nähe annehmen. Ähnlich erging es mir bei meinen ersten Schritten ins Jakob-Kaiser-Haus, in dem Konstantin, neben vielen anderen Abgeordneten und Mitarbeitern des Bundestages, sein Büro hat.

Noch ohne den schicken Mitarbeiterausweis, der einem Tür und Tor öffnet, wurde ich vorerst von Bettina (mit positiver Ausstrahlung im Schlepptau) in Empfang genommen.

Diese kleine Einführung geschah glücklicherweise schon am Freitag vor dem Start der ersten Sitzungswoche, da sich den darauffolgenden Montag offenbaren sollte, welch einen Terminwahnsinn der vollgepackte Kalender versprach. Daher erklärte mir Bettina ein paar grundlegende Strukturen, den Ablauf der nächsten Wochen und auch die verschiedenen Aufgaben von Konstantins Team.

Am darauffolgenden Montag folgte nach einer kurzen Vorstellung dann das Abgleichen des Terminkalenders, von dem ich ebenfalls bei jeder Bürobesprechung ein Exemplar erhielt und welcher in den folgenden Wochen zum Leitfaden meines Tagesablaufs werden sollte. Zusätzlich war dies die erste Sitzungswoche nach der Sommerpause und damit nicht nur Haushaltswoche sondern war durch die vielen angesetzten Veranstaltungen, wie sich herausstellen sollte, ein Garant für Hektik und Überstunden.

Generell ist die Arbeitsethik für Konstantin und sein Team sehr kräfteaufreibend und fordert auch viel Geduld und Kompromissbereitschaft, doch man merkt schnell, dass hier alle mit Herzblut dabei sind: Ob Erkältung, die beeindruckende Flut an E-Mails, die jeden Tag zu bearbeiten ist oder sogar ein eingegipster Arm – im Büro von Notz wird weiter gearbeitet.

Faszinierend war für mich dabei besonders mit welcher Contenance Konstantin sein beeindruckendes Pensum bewältigt und in jeder Situation die richtigen Worte zu finden scheint, auch wenn man ein dutzend Mikrofone und Kameras vor der Nase hat. Bei der Flut an Informationen schien selektive Informationsaufnahme eindeutig das Zauberwort zu sein. Als Koordinator des Arbeitskreises III agierte er oft geduldig als Schlichter in hitzigen Debatten, obwohl die nächste Veranstaltung ihm bereits im Nacken saß. Dazu gehörte auch der allgegenwärtige Kampf mit der überwältigenden Regierungsmehrheit, die das Leben der Grünen sehr zu erschweren wusste. Besonders kam das in der Arbeit des NSA-Untersuchungsausschusses zum Tragen, in welchem Konstantin als Obmann aktiv ist. Denn die Bundesregierung enthielt nicht nur Akten vor oder lieferte diese vollkommen geschwärzt, sondern war auch nicht bereit eine Aussage des Whistleblowers Edward Snowden auf deutschem Boden zuzulassen. Die darauffolgende Klage der Opposition vor dem Bundesverfassungsgericht und die Bekanntgabe im Gebäude der Bundespressekonferenz war sicherlich eins der Highlights meiner Zeit in Berlin.

Aber auch die etwas alltäglicheren Veranstaltungen wie Fraktionssitzungen, AGs, Mitarbeitertreffen und kleinere Besprechungen bilden das Gesamtbild eines Abgeordnetenalltags und ich empfehle jedem, sich von Konstantin in so viele Sitzungen wie möglich mitnehmen zu lassen. Auch die Plenarsitzungen sind eine Erfahrung wert, insbesondere erhält man einen Einblick in die Themen außerhalb von Konstantins Arbeitsfeld und kann den teils überraschend, auch mal ruppigen Umgangston der Abgeordneten untereinander beobachten.

Generell kann ich nur empfehlen, die Augen auch für Veranstaltungen außerhalb der Fraktion offenzuhalten, die teilweise auch extra für PraktikantInnen des Bundestages gedacht sind und auch die Zeugenvernehmung im NSA-Untersuchungsausschuss sollte man sich nicht entgehen lassen.

Wenn man nicht grade mit Konstantin auf einer Veranstaltung ist, besonders außerhalb der Sitzungswochen, freuen sich Jörn, Nils und Bettina immer über etwas Arbeitsentlastung. Für mich bestand das meist aus Rechercheaufträgen, kleinerer Zuarbeit in Form von Blogartikeln und Formatierung von Konstantins Reden zum Binden, sowie die Vorbereitung der Mappen für den Arbeitskreis, die Fraktionssitzung und die Ausschüsse.

Auch wenn ich mich anfangs doch etwas überwältigt fühlte von all den Geschehnissen, juristischem Vokabular und vor allem Abkürzungen (!), fühlte ich mich in Konstantins Team von Anfang an sehr wohl und werde Jörns Tassenwust, Nils ewige Verleugnung seiner Erkältung und Bettinas Lachen, das man durch den ganzen Flur hört, sehr vermissen.

Besonderen Dank natürlich auch an Konstantin, der, ob auf schicken Abendveranstaltungen, umgeben von paraphrasierenden IT-lern, bei einem Drink in privater Atmosphäre oder auf dem Parteitag der Grünen in Hamburg, immer geduldig zu Erklärungen bereit war und mir tolle Erfahrungen möglich gemacht hat.

Vielen Dank an das Büro von Notz!