Zusammen mit seinem Fraktionskollegen Jürgen Trittin war Konstantin von Notz gestern im Wahlkreis unterwegs – von wirklicher Teilhabe trotz Behinderung über Energieeffizienz und Lebensqualität dank kluger Lichttechnik bis zu einem souveränen Umgang mit Terrorismus, die europäische Demokratie und nicht zuletzt der Wentorfer Bürgermeisterwahl ging es.

p1010464Vormittags besuchten die Bundestagsabgeordneten die Ahrensburger Werkstätten. Frank Michelsen und Sihat Beirami stellten uns als Leiter und Personalrat das Konzept der Werkstatt vor: Menschen durch individuelle Förderung und Begleitung so viel, aber eben auch so gut es geht, die Teilhabe am Leben, Wohnen und Arbeiten „draußen“ zu ermöglichen – ohne sie einfach mit irgendeiner Unterbringung oder irgendeinem Job abzuspeisen: „Wir sind hier ein vielfältiger Ort von Teilhabe, ein Sprungbrett ins Leben und keine Verwahranstalt“, betonte Frank Michelsen.

Doch hierfür muss sich die Gesellschaft, Vermieter, Arbeitgeber und Politik öffnen. Es fehlt an guten Wohnungen und Arbeitsplätzen, ersteres verwundert weniger, letzteres schon mehr im wirtschaftlich prosperierenden Kreis, wo Wohnung wie auch Arbeitskräfte rar sind. Daher braucht es neben wirkkräftigen Reglungen auch eine gute Finanzierung für qualifizierte Träger, die wie die Werkstätten tatsächlich eine Unterstützung beim persönlichen Weg in die größtmögliche Eigenständigkeit geben. Doch viele Werkstätten befürchten vom Teilhabegesetze viel eher noch eine Verschlechterung. Beide Abgeordnete nehmen die Kritikpunkte für die anstehende Abstimmung im Bundestagin ihre Fraktion mit.

p1010486Dann stellten wir uns den Medienfragen zu den Terrorismus-Fahndungen in Stormarn – einen Tag zuvor war auch in Ahrensburg ein Verdächtiger festgenommen worden. Als Innen- und Außenpolitiker betonten wir: „Soweit wir wissen, hat die Polizei hier eine gute Arbeit gemacht. Statt populistischer Angstmacherei und pauschaler Verdächtigung aller Flüchtlinge, sollten wir jetzt erst einmal die Ermittlungen abwarten. Doch eins steht jetzt schon fest: Eine selbstbewusste Gesellschaft und aktive Integration und Prävention sind die besten Antworten auf gefährliche Spiel mit Angst und Abschottung, das Islamisten wie Rechtspopulisten betreiben.

Die aktuelle Entwicklung der Terror-Fahndungen in Ahrensburg platzte leider in unseren lang geplanten Besuch und passte doch zu unserer Leitfrage des Tages: „Gerade hier zeigt sich, wie wichtig die Zusammenarbeit der europäischen Staaten ist, sei es bei der Polizei, aber auch als demokratische Gesellschaften, die sich gemeinsam den aktuellen Krisen um den Kontinent stellen.“

 

p1010494Anschließend besuchten wir mit esylux ein mittelständisches Familienunternehmen, das zugleich hoch innovativ und international aufgestellt ist. Auch hier profitieren vom Manager über die Ingenieurin bis zum Lagerpersonal viele Menschen von einem Europa, dessen Volkswirtschaften und Märkte immer stärker verzahnt sind. Mit viel Pionier- und Ingenieursgeist wird dank kluger Licht- und Gebäudesysteme Energie und damit Geld gespart, zugleich aber auch lebenswertere Innenräume geshaffen: Dynamische Lichtkonzepte, die ähnlich dem Sonnenlicht uns ausgeruht und wach durch den Tag wie auch in einen geruhsamen Schlaf bringen und intelligente Gebäude, die Licht und Luft dann und dorthin schicken, wo und wann sie gebraucht werden – anstatt sie einfach zu verschwenden. So wichtig erneuerbare Energiegewinnung auch ist – die nachhaltigste und günstigste Energie ist immer noch die, die wir gar nicht erst brauchen. Ein Beitrag für Klima- und Naturschutz aber auch für unsere Energieunabhängigkeit.

Abends besuchten wir Wentorf, wo nächsten Sonntag mit Dirk Petersen ein grüner Bürgermeister-Kandidat antritt, um sich für Lebensqualität, eine gute Bildung und Betreuung, eine nachhaltige Finanzierung der Infrastruktur sowie lebendige Kultur in der Kommune einzusetzen. Mehr als 100 Gäste kamen zur Diskussion mit dem Kommunalpolitiker sowie der grünen Europaexpertin, Jenny Jasberg, aus Bergedorf: Europa in Krisenzeiten? Europa vor Ort!

img_2078Dirk Petersen schlug als Kommunalpolitiker einen Bogen von den großen europäischen Debatten zu konkreter EU-Förderung in der Region: Ob Lohe oder Erasmus oder internationale Unternehmen, die nicht nur Gewerbesteuern zahlen, sondern auch mit jungen Familien und Fachkräften aus der ganzen Welt neue Dynamik ins Hamburger Umland bringen.

Doch so unumgänglich und vernünftig die europäische Zusammenarbeit angesichts von Globalisierung und weltweiter Krisen auch ist – bleibt es doch ein schwieriger Prozess, der im Norden und Süden des Kontinents, aber auch innerhalb der Gesellschaften sehr ungleich Gewinner und Verlierer hervorgebracht hat: „Es geht nicht darum, Europa schön zu reden, sondern um eine permanente Auseinandersetzung für eine europäische Demokratie und einen gesellschaftlichen Ausgleich. Hier gibt es auch Rückschläge und Defizite – aber niemand käme doch auf die Idee, die deutsche Demokratie abzuschaffen, nur weil wir Lobbyismus oder eine Entscheidung haben, die nicht allen gefällt“, betonte Jürgen Trittin als Außenpolitiker und überzeugter Europäer, bevor er die Wentorferinnen und Wentorfer aufforderte, am Sonntag wählen zu gehen. Sein persönlicher Tipp: „Ich würde denjenigen Kandidaten unterstützen, der auch bei schwierigen Fragen wie zur EU da ist und den Dialog mit Ihnen sucht.“